Da gerade Korrektur an den Märkten herrscht, kann man ja mal wieder ein paar Regeln raushauen. John Murphy ist so mit der bekannteste Vertreter, der sich mit technischer Analyse beschäftigt und es dadurch zu weltweiter Bekanntheit gebracht hat. Sein Buch Technische Analyse der Finanzmärkte ist neben dem Buch von Schwager Technische Analyse. Schwager on Futures, sozusagen eine Bibel der charttechnischen Analyse. Wer mit dem Trading beginnt und sich für Charts interessiert, sollte eines der beiden Bücher immer in greifbarer Nähe auf dem Tisch liegen haben. Beides sind Börsenbücher die man nicht zum Einschlafen oder auf dem Lokus liest, sondern mit ihnen arbeitet. Und wie es so ist, hat jeder Guru gleich auch noch ein paar Regeln am Start. Alles sinnvoll und interessant. Sich dran halten ist dann wieder die andere Sache. Dazu dann bitte in der Kategorie "Psychologie" nachschlagen.
Die 10 wichtigsten Regeln des technischen Tradings
von John J. Murphy
1. Verschaffen Sie sich eine Übersicht über die Trends
Arbeiten Sie anfangs mit langfristigen Charts. Beginnen Sie Ihre Analyse mit Monats- bzw. Wochencharts, um sich einen Überblick über mehrere Jahre zu verschaffen. Diese langfristige Betrachtung dient Ihnen als Landkarte und erlaubt Ihnen besser an den Märkten zu navigieren. Außerdem bekommen Sie eine verbesserte Langfrist-Perspektive. Sobald Sie sich mit den langfristigen Charts angefreundet haben, können Sie sich in den nächsten Schritt den Tages- bzw. Intraday-Charts widmen. Wenn man nur die kurzfristige Komponente isoliert betrachtet, kann dies oft zu falschen Aufassungen führen. Selbst wenn Sie nur sehr kurzfristig traden, werden Sie größere Erfolge haben, wenn Sie in die Richtung des mittel- bzw. langfristigen Trends handeln.
2. Finde den Trend und folge ihm
Bestimmen Sie einen Trend, und folgen Sie ihm dann. Trends können in verschiedenen Größen auftreten. Es gibt langfristige, sowie mittel- und kurzfristige Trends. Zuerst müssen Sie sich darüber klar werden, welchen Trend Sie handeln wollen. Dann suchen Sie den entsprechenden Chart. Gehen Sie sicher, dass Sie stets in die übergeordnete Trendrichtung handeln. Kaufen Sie bei Tiefs, wenn der Trend nach oben zeigt und verkaufen Sie Rallyes, wenn ein Abwärtstrend vorliegt. Wenn Sie den mittelfristigen Trend traden wollen, dann konzentrieren Sie sich auf Tages- und Wochencharts. Wenn Sie ein Daytrader sind, dann verwenden Sie Tages- sowie Intradaycharts. Egal welcher Fall nun vorliegt, verwenden Sie immer die höhere Zeitebene um den Trend zu bestimmen. Verwenden Sie dann den kurzfristigen Trend zum Timen des Einstiegs.
3. Finden Sie die Hochs und Tiefs
Begeben Sie sich auf die Suche nach Unterstützung und Widerstand. Der optimale Einstieg um eine Position zu eröffnen, ist in der Nähe einer Unterstützung. Eine solche Unterstützung findet man meistens in der Nähe eines vorangegangenen Tiefs. Der beste Zeitpunkt um ein Underlying zu verkaufen, liegt in der Nähe von Widerständen. Einen Widerstand findet man in der Regel auf dem Niveau eines vorangegangenen Hochs. Wenn ein Widerstand jedoch gebrochen wird, verwandelt er sich des Öfteren in eine Unterstützung, wenn es in weiterer Folge zu Pullbacks kommt. Man kann auch sagen, dass die alten „Hochs“ zu neuen „Tiefs“ werden. Genauso verhält es sich natürlich auch mit Widerständen. Wenn ein Widerstand erst einmal gebrochen wurde, kommt es meistens zu einer Verkaufswelle. Das alte „Tief“ wird somit zum neuen „Hoch“.
4. Werden Sie sich klar darüber, wie weit Sie den Chart zurückverfolgen müssen
Messen Sie wie stark gewisse Retracements prozentuell ausgefallen sind. Marktkorrekturen vollziehen für gewöhnlich einen beachtlichen Prozentsatz des vorhergehenden Trends in die Gegenrichtung nach. Hierbei ist es egal ob es sich um einen Aufwärts- oder Abwärtstrend gehandelt hat. Man kann die Retracements in existierenden Trends ganz einfach prozentuell abmessen. Ein 50% Retracement eines vorangegangenen Trends ist das am häuifgsten auftretende Retracement. Das Mindestausmaß eines Retracements beträgt für gewöhnlich ein Drittel des vorherigen Trends. Das Maximum-Retracement liegt für gewöhnlich bei zwei Dritteln. Fibonacci Retracements bei 38% und 62% sind es ebenfalls wert beobachtet zu werden. Während eines Pullbacks in einem Aufwärtstrend, ist es deshalb ratsam irgendwo zwischen 33% und 38% seine Kauforder zu platzieren.
5. Ziehen Sie eine Linie
Arbeiten Sie mit Trendlinien. Trendlinien sind simple aber auch sehr effektive Werkzeuge bei der Charttechnik. Alles was Sie brauchen sind zwei Punkte auf dem Chart. Aufwärtstrendlinien werden entlang höherer Tiefs gezogen. Abwärtstrendlinien entlang mindestens zwei tieferer Hochs. Kurse können oftmals ein Pullback auf eine Trendlinie nachvollziehen, bevor sie den Trend weiter fortsetzen. Der Bruch von Trendlinien repräsentiert für gewöhnlich einen Trendwechsel. Eine aussagekräftige Trendlinie sollte zumindest dreimal berührt worden sein. Je länger eine Trendlinie unverletzt bleibt und je öfter sie getestet wird, desto aussagekräftiger ist sie.
6. Achten Sie auf die Durchschnitte
Werfen Sie einen Blick auf gleitende Durchschnitte. Gleitende Durchschnitte generieren objektive Kauf- und Verkaufsignale. Sie informieren darüber, ob ein existierender Trend tatsächlich noch in Bewegung ist und helfen Trendwechsel zu bestätigen. Dennoch können gleitende Durchschnitte nicht darüber Auskunft geben, ob ein Trendwechsel bevorsteht. Die Kombination zweier gleitender Durchschnitte ist die populärste Art Handelssignale ausfindig zu machen. Gängige Kombinationen sind beispielsweise am Futuresmarkt 4 und 9 Tage Durchschnitte, sowie die Kombination aus 9 und 18 Tagen oder 5 und 20 Tagen. Ein Signal wird immer dann generiert, wenn der Durchschnitt der kürzeren Zeitperiode, jenen der längeren kreuzt. Wenn der tatsächliche Kurs den 40 Tage gleitenden Durchschnitt kreuzt führt dies ebenfalls zu guten Handelssignalen. Da es sich bei gleitenden Durchschnitten um trendfolgende Indikatoren handelt, funktionieren sie am besten in Märkten die Trends ausbilden.
7. Informieren Sie sich über Trendumkehrungen
Beobachten Sie Oszillatoren. Oszillatoren helfen dabei überkaufte und überverkaufte Märkte zu identifizieren. Während uns gleitende Durchschnitte noch bestätigt haben, ob es zu einem Trendwechsel gekommen ist, warnen uns Oszillatoren oft im Vorhinein vor Trendumkehren, wenn der Kurs bereits zu weit gestiegen oder gefallen ist. Zwei der bekanntesten Oszillatoren sind der Relative Stärke Index (RSI) und die Stochastik. Beide haben eine Skala von 0 bis 100. Beim RSI stellen Werte über 70 überkaufte Situationen dar, während Werte unter 30 überverkaufte Situationen repräsentieren. Die überkauft und überverkauft Werte bei der Stochastik liegen wiederum bei 80 und 20. Die meisten Trader benutzen 14 Tage bzw. Wochen für die Stochastik und entweder 9 oder 14 Tage oder Wochen für den RSI. Divergenzen bei Oszillatoren deuten oftmals auf Marktumkehren hin. Oszillatoren funktionieren in Seitwärtsphase am besten. Wochensignale können als Filter für Tagessignale dienen. Tagessignale hingegen können als Filter für Intradaysignale herhalten.
8. Erkennen Sie die Warnsignale
Handeln Sie den MACD. Der Moving Average Convergence Divergence(MACD)-Indikator (entwickelt von Gerald Appel) kombiniert einen gleitenden Durchschnitt mit den Überkauft/Überverkauft Elementen eines Oszillators. Ein Kaufsignal wird immer dann generiert, wenn die schnellere Linie über die langsamere kreuzt und sich beide Linien unter Null befinden. Ein Verkaufssignal wird dann generiert, wenn die schnell Linie die langsame Linie nach unten kreuzt und sich beide Linien über dem Nullwert befinden. Wochensignale haben hierbei gegen über Tagessignalen Vorrang. Ein MACD Histogramm veranschaulicht die Differenz zwischen den beiden Linien und gibt noch schnellere Warnsignale vor Trendwechseln. Es wird deswegen Histogramm genannt, weil vertikale Linien verwendet werden, um die Differenz zwischen den beiden Linien auf dem Chart zu veranschaulichen.
9. Trend oder kein Trend
Verwenden Sie den ADX. Die Average Direcitonal Movement Index(ADX)-Linie gibt darüber Auskunft, ob sich der Chart gerade in einem Trend befindet oder in einer Seitwärtsphase. Er misst das Ausmaß des Trends bzw. die Richtung, in die der Trend läuft. Ein steigender ADX zeigt einen starken Trend an. Ein fallender ADX repräsentiert eine Seitwärtsphase bzw. eine trendlose Phase. Ein steigender ADX bevorzugt gleitende Durchschnitte; ein fallender ADX hilft Oszillatoren. Wenn man nun also die Ausrichtung der ADX Linie erkennt, kann man wählen, welcher Trading Stil gerade bevorzugt verwendet werden sollte, bzw. welches Set an Indikatoren gerade am besten zu verwenden wäre.
10. Machen Sie sich über die Bestätigungen schlau
Vergessen Sie nicht das Volumen und das Open Interest. Volumen und Open Interest sind wichtige Bestätigungsindikatoren im Futureshandel. Volumen kommt immer vor dem Preis. Es ist wichtig sich darüber zu vergewissern, dass das Volumen im vorherrschenden Trend steigt. In einem Aufwärtstrend sollte es zu erhöhtem Volumen kommen, wenn der Handelstag ein positiver war. Erhöhtes Open Interest bestätigt wiederum, dass frisches Geld den momentanen Trend vorantreibt. Fallendes Open Interest hingegen ist oft ein Warnsignal, dass der Trend seinem Ende entgegen steuert. Ein solider Aufwärtstrend sollte immer mit steigenden Volumen und Open Interest einhergehen.
Technische Analyse ist ein Gebiet über dass man durch Erfahrung und Lernen immer mehr Ahnung bekommt. Seinen Sie also Schüler und hören Sie nicht auf zu lernen.
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