Ist die BoE bereit, Zinsen zu erhöhen?
Sehr wahrscheinlich wird diese Frage in dieser Woche nicht
beantwortet, jedoch könnten die bevorstehenden Zahlen und Daten des
britischen Arbeitsmarktes sowie der Inflationsdruck die Grundlage dafür
legen. In der letzten Zeit wurde das Pfund Sterling als erste bedeutende
Währung bezeichnet, die voraussichtlich eine finanzielle Straffung
erlebt. Die verbesserten Wachstumsaussichten, die sinkende
Arbeitslosigkeit und ein stabiler Wohnungsmarkt ließen die BoE zu
Hinweise auf eine künftige Zinserhöhung hinreißen. Außerdem wurde die
BoE durch die Gefahr der eventuellen schottischen Unabhängigkeit dazu
gezwungen, einen ausgewogeneren Ton anzunehmen. Jetzt, nach einer
“Nein”-Wahl bezüglich des schottischen Referendums haben sich die Ängste
und Befürchtungen der Investoren beruhigt und mit der Zerstreuung der
damit verbundenen Risiken muss die Zentralbank auf die Konjunkturdaten
blicken, um ihre Grundsatzentscheidung zu fällen. Zwei wichtige
Indikatoren, die britische ILO Arbeitslosenquote und der
Verbraucherpreisindex, sind diese Woche fällig. Die Resultate können die
Entscheidung der BoE stark beeinflussen. Eine Senkung der
Arbeitslosigkeit von 6,2 % auf 6 % wird die Stärke der britischen
Wirtschaft unterstreichen; allerdings sind die Daten des
Verbraucherpreisindexes und der Verbraucherinflation weitaus wichtiger.
Derzeit liegt die Inflation in Großbritannien bei 1,5 %, was eher zum
Nachteil für das Pfund Sterling ist. Eine niedrige Inflationsrate kann
eine mögliche Zinserhöhung scheitern lassen. Die BoE würde eine
Inflation bei oder über 2 % vorziehen, bevor sie die Zinsen erhöht.
Folglich wäre ein Heranrücken der Inflation an die 2 % ein Schritt in
die richtige Richtung, damit sich das Pfund Sterling erholt bzw.
unterstützt wird.
Stabile US-Einzelhandelsumsätze?
Als bekannt wurde, dass die Non-Farm-Gehaltsabrechnungen die
Erwartungen überstiegen und auf eine verbindliche Stufe von 248.000
heranwuchs (die die US-Arbeitslosenquote auf ein Tief von 5,9 % für
mehrere Jahre schickte), war die erste Reaktion der Märkte eine
Dollar-Rallye. Dennoch fallen seitdem die Dollar-Gewinne geringer aus,
hauptsächlich aufgrund der Befürchtungen der Investoren, dass es in der
US-Wirtschaft einige Schwachstellen gibt. Und genau hier kommen die
US-Einzelhandelsumsätze ins Spiel; der private Verbrauch beträgt mehr
als 60 % des US-Bruttoinlandsproduktes. Somit ist es kein Wunder, dass
das Ergebnis der US-Einzelhandelsumsätze als ein hoch brisanter und
unbeständiger Fall gilt. Wenn der Einzelhandelsumsatz um 0,8 bis 1 %
(Vormonatsvergleich) ansteigt, dann wird ein starker Wert in Betracht
gezogen und eine Dollar-Kauf-Orgie könnte entfachen. Ein Anstieg des
Umsatzes von weniger als 0,3 % oder sogar ein Fallen könnte die
Dollar-Bullen provozieren und dazu bewegen, Positionen zu schließen und
Gewinne mitzunehmen.
Trifft die EU-Inflation den Euro?
Nach der letzten, eher zögerlichen Aussage von Mario Draghi bezüglich
der Aussichten einer quantitativen Lockerung seitens der EZB wird das
Augenmerk der Euro-Investoren auf die EU-Inflation gerichtet sein. Diese
wird größtenteils als der Hauptantrieb hinter der EZB-Politik gesehen.
Wenn die Inflation noch weiter rutscht und unter 0,3 % (der
vorangegangene Wert) fällt, dann werden sich Bedenken ausweiten, dass
die Eurozone in einen konjunkturdämpfenden Zustand verfällt. Das
wiederum könnte die EZB zu quantitativen Lockerungen bewegen und somit
den Euro noch tiefer drücken.
Zur Sache
Besser als erwartete Daten aus Großbritannien würden das Pfund
Sterling unterstützen, während eine niedrigere Inflation der Eurozone
den Euro treffen könnte. Über den Großen Teich; wenn die
US-Einzelhandelsumsätze stabil sind, dann würde die Fahrt der
Dollar-Käufe fortgesetzt werden, während das Pfund Sterling auf dem
Rücksitz Platz nimmt. Fallen die Einzelhandelsumsätze jedoch
enttäuschend aus, dann könnten die britischen Zahlen die Käufer in
Richtung Pfund Sterling drängen. Bezüglich des Euro ist schwer zu
erkennen, wie die EU positive Neuigkeiten hervorbringen wird, aber es
gibt immer Überraschungen.
Was serviert man uns auf dem Tablett?
Großbritannien Verbraucherpreisindex (Dienstag) – Das Pfund Sterling profitiert, wenn die Inflation näher an die 2 % rückt.
Deutschland ZEW Umfrage (Dienstag) – Die Umfrage liefert einen starken Hinweis in Bezug auf die aktuelle Stimmung der deutschen Wirtschaft.
Großbritannien ILO Arbeitslosenquote (Mittwoch) – Die Nachfrage in Bezug auf das Pfund Sterling könnte angekurbelt werden, wenn die Arbeitslosigkeit unter 6,2 % fällt.
USA Einzelhandelsumsätze (Mittwoch) – Das meist beobachtete
Ereignis der Dollar-Trader; wenn der Einzelhandelsumsatz um 0,8 % oder
mehr (Vormonatsvergleich) steigt, könnte der Dollar eine steigende
Tendenz wieder aufnehmen.
Fed Beige Book (Mittwoch) – Der Bericht der US-Notenbank gibt mehr Aufschluss über die Stärken und Schwächen der US-Wirtschaft.
EU Verbraucherpreisindex (Donnerstag) – Eine Inflation mit einem Wert in der Nähe von 0 % trifft den Euro.
Reuters/Michigan Verbraucherstimmung (Freitag) – Diese wird
Aufschluss geben bezüglich der US-Verbraucher, jedoch mit einer
geringfügigen Auswirkung im Vergleich zu den
Non-Farm-Gehaltsabrechnungen.